Oh nein, natürlich nicht..., sagte ich ironisch und richtete meinen Blick so auf High Heels und Lederjacke, dass sie genau wusste, was ich meinte.
Dann fügte ich hinzu: Schwehrhörig bist du auch noch. Ich habe nie behauptet, dass du dumm bist, ich ließ eine kurze Pause, das verbesserte die Wirkung, und sagte dann: denn es wäre die Untertreibung des Jahres.
Ich grinste sie Böse an und zog eine Augenbraue hoch.
Ich hasste solche Leute. Sie bekamen ihr eigenes Leben nicht in den Griff, namen es sich aber hareus alles und jeden anderen zu kritisieren.
Na das konnte ja heiter werden!

Ich sah Victor erschrocken an, als er uns beide plötzlich anbrüllte, dachte dann jedoch amüsiert:
Kann man den sonst so ruhigen Typen also doch aus der Ruhe bringen

Kein besonders gutes Ablenkungsamanöver, trotzdem folgte ich seinem Blick und ein atemberaubender Sonnenuntergang offenbarte sich mir. Ich wünschte ich hätte meine Cam dabei gehabt, um ihn zu fotografieren.
Dann wurde ich melancholisch. Warscheinlich würden wir alle hier auf dieser Verdammten Inser verrecken...
Ich würde vielleicht nie wieder ein Foto schießen.
Ich wünschte, es wäre anders gekommen, doch mir blieb wohl nichts anderes übrig, als mit der Situation klar zu kommen.

Auf einer Insel, mit einer Tusse und einem verbalen Pazifisten, ohne meine Cam, ohne Hofnung aufs Überleben.
Ich begann in Selbstmitleid zu versinken...
Nein, diese Blöße konnte ich mir nicht geben.
Ich würde hier schon irgendwie wieder rauskommen.
Sicher würde bald ein Schiff nach uns suchen. Vielleicht hatte ich ja Glück und Tara fiel einer giftigen Schlange oder so zu Opfer.
Victor war mir relativ egal. Es wäre schön, nicht allein hier auf das Rettungsschiff warten zu müssen.

Ich sah ihm hinterher, als er aufstand und fragte mich, wohin er ging, sprach meine Frage aber nicht laut aus.

Na toll... jetzt war ich auch noch mit Tarja allein.
Genervt blickte ich zu ihr hinüber, wandte meinen Blick jedoch sofort wieder ab und beobachtete weiter den Sonnenaufgang.

Tarja schlief ein. Gu. Jetzt musste ich mch wenigstens nicht mit ihr herumärgern.
Ich stand auf und ging zu Wasser. Ich musste einfach die ganzen Kratzer und Schrammen auswaschen.
Das kühle Nass umspühlte meine Füße und ich tauchte meine Recht Hand hineinen. Mit schwung spritzte ich mir das Wasser gegen den Unterarm und biss die Zähne zusammen, als es wie Feuer brannte.
Diese Prozedur wiederholte ich mehrmals auf der einen Seite und fuhr dann mit dem anderen Unterarm fort.
Bald waren meine Arme wieder frei von getrocknetem Blut und Dreck und ich fühlte mich sauberer.
Also kehrte ich zurück zum Lagerfeuer.
Die Sonnenstrahlen des Morgens wärmten mein Gesicht und ich genoss es.

Victor kam zurück und ich betrachtete misstrauisch den Boden, den er in der Hand hielt.
Wo hast du den denn so schnell Aufgetrieben?, fragte ich und nickte in Richtung der Schusswaffe.
Dieser Kerl war doch immer wieder für eine Überraschung gut...